Die 1954 gebaute Ziegelhäuser Brücke weist aufgrund gravierender baulicher Mängel eine unzureichende Tragfähigkeit für den Verkehrsbetrieb auf .
Die im Rahmen der geplanten Neuerung umfassende Bauüberprüfung ergab, dass ein sofortiger Abriss nicht erforderlich ist und die Brücke mit verschiedenen Sicherungsmaßnahmen noch für weitere vier Jahre eingeschränkt genutzt werden kann.
Seit 2020 dürfen die Brücke nur noch Fahrzeuge mit einem Gewicht bis maximal 3,5 t überqueren und es gilt Tempolimit 30.
Abriss der Brücke in 2029:
Eine Sanierung ist nach statischen Berechnungen nicht mehr möglich, so dass in 2029 die Brücke abgerissen und ein kompletter Brückenneubau vorgenommen werden muss. Die Planungskosten hierfür werden mit 2,8 Mio. Euro veranschlagt und die voraussichtliche Bauzeit soll drei Jahre dauern. Während dieser Zeit wird es für Motorfahrzeuge keine direkte Verbindung zwischen Ziegelhausen und Schlierbach geben.
Die geplanten Varianten der Stadt Heidelberg:
Vier Planungsvarianten wurden von der Stadt Heidelberg erarbeitet, die sich in erster Linie in Bezug auf den über die Brücke geführten Fuß- und Radverkehr unterscheiden.
Betrachtet man die Brücke aus Ziegelhäuser Perspektive, befindet sich die Westseite in Richtung Heidelberger Altstadt, während die Ostseite Richtung Neckargemünd zeigt.
Variante 1)
sieht einen kompakten Ersatzneubau vor. Der komplette Verkehr – d.h. Fahrzeuge, Fußgänger, Radfahrer – wird gemeinsam auf derselben Höhe auf der Brücke stattfinden. So soll die Brücke durch einen getrennten Fuß- und Radweg auf der Westseite Richtung Stadt erweitert werden. Dies wäre die einfachste Umsetzung und voraussichtlich die kostengünstigste Variante.
Variante 2)
Hier wird der Fuß- und Radverkehr nicht wie in 1) direkt auf der Brücke geführt. Für Fußgänger wird auf der Westseite Richtung Stadt ein straßenbegleitender Gehweg errichtet und für Fahrradfahrer entsteht zusätzlich eine separate spiralförmig geführte Radwegrampe, die auf der östlichen Seite der Brahmsstraße beginnend ansetzt und auf der Brücke höhenversetzt zum Gehweg verläuft.
Variante 3)
sieht eine separate Verbindung für den nicht-motorisierten Verkehr auf der anderen Seite – der Ostseite Richtung Neckargemünd – vor. Hier führt ausgehend von der westlichen Seite der Brahmsstraße eine spiralförmig geführter Fahrradsteg auf die Brücke – ebenfalls höhenversetzt zu dem Fußgängerweg.
Mit dieser Variante bleibt wie auch mit Variante 2) die Überquerung für Fußgänger und Radfahrer während der Bauphase weiterhin möglich, zudem kann der Steg bereits vor Abriss der Brücke gebaut werden.
Variante 4)
Hier müssen die Brückenpfeiler abgerissen werden und es entsteht eine Stabbogenbrücke mit oben liegendem Tragwerk. Ohne ihre Pfeiler muss die Brücke aber deutlich breiter gebaut werden. Fuß- und Radweg liegen wie bei Variante 1) direkt auf der Brücke auf demselben Niveau wie der motorisierte Verkehr. Das wäre voraussichtlich die teuerste Variante.
Vor- und Nachteile der jeweiligen Varianten:
Bei den Varianten 1)und 4) müssten Fußgänger und Fahrradfahrer genau wie Autofahrer entsprechende Umwege vornehmen, um beispielsweise zur S-Bahn zu kommen, da eine direkte Verbindung zwischen Ziegelhausen und Schlierbach in der Zeit der Bebauung nicht gegeben wäre.
Bei den Varianten 2) und 3) wäre für die dreijährige Bauzeit eine Überquerung des Neckars für den nicht-motorisierten Verkehr möglich. Bis zur Fertigstellung der Brücke würde die Fahrradrampe vorübergehend von Fußgängern und Radfahrern gemeinsam genutzt werden.
Bevorzugte Variante – Beschluss des Gemeinderats:
Die Stadt Heidelberg favorisiert die Variante 3), der die Bezirksbeiräte von Ziegelhausen und Schlierbach im Mai 2025 mit ihren Empfehlungen gefolgt sind. Der Gemeinderat stimmte im Anschluss mit breiter Mehrheit dieser Variante zu. Sie biete die höchste Verkehrssicherheit durch die bauliche Trennung von Fuß- und Radverkehr und ermögliche während der Bauphase dem nicht-motorisierten Verkehr die Überquerung des Neckars.
Ängste der Anwohnerschaft:
Dieser Planungsvorschlag stellt allerdings für die Anwohner auf der Ostseite eine erhebliche Belastung dar. Der geplante separate Steg für Fußgänger und Radfahrer würde in unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung verlaufen, man befürchtet Einschränkungen der Lebensqualität.
„ Wir sehen darin einen Eingriff in die Privatsphäre und befürchten eine dauerhafte Beeinträchtigung der Wohnqualität. Zudem empfinden wir die Kommunikation seitens der Stadt als unzureichend: Wichtige Informationen wurden nur verzögert oder lückenhaft bereitgestellt.
Wir erwarten eine transparente Einbindung der Öffentlichkeit sowie eine ernsthafte Prüfung alternativer Lösungen“, so die Anwohnerschaft.
Informationsveranstaltung geplant:
Die Stadt Heidelberg plant im Frühjahr 2026 eine Bürgerinformationsveranstaltung . Dabei soll über den aktuellen Stand der Planung informiert sowie die weiteren Schritte des Projekts im Detail erläutert werden.
Anmerkung der Redaktion:
Liebe Bürgerinnen und Bürger, Sie sind herzlich eingeladen, dem Stadtteilverein Ihre Meinung zu den vorgestellten Planungen mitzuteilen – gerne per E-Mail an: info@stadtteilverein.de . Wir werden Ihre Rückmeldungen sammeln und an die zuständigen Stellen entsprechend weiterleiten.
Ihre Anregungen können helfen, die Bedürfnisse und Perspektiven aus dem Stadtteil gezielt in den weiteren Planungsprozess einzubringen.
Sabine Schlör