Die
Sänger des AGV Ziegelhausen erfüllten sich einen langgehegten
Wunsch
Das traditionelle Waldfest des Arbeiter-Gesangverein (AGV) 1911 Ziegelhausen
war von der feierlichen Weihe der neuen Vereinsfahne geprägt.
Es ist ungewöhnlich, dass in der heutigen Zeit noch Vereinsfahnen
angeschafft werden. Die hat doch schon jeder, könnte man denken.
Dies trifft nicht auf den AGV zu, denn der hatte keine Vereinsfahne,
zumindest ab dem Jahre 1933. In jener Zeit der nationalsozialistischen
Diktatur wurden alle Gruppierungen verboten, die nicht in das ideologische
Weltbild des Nationalsozialisten passten. So auch Chöre, die sich
aus der Arbeiterbewegung gründeten. Durch Kontrolle der Kultur
sollte der totalitäre Staat gestärkt werden. Das Verbot kulturelle
Arbeit auszuüben erreichte den AGV im Jahre 1933. Die Nazis beschlagnahmten
neben Noten, Klavier, das gesamte Hab und Gut und die Vereinsfahne gewaltsam.
Nach den Kriegsjahren kam es im Jahre 1946 zur Wiedergründung des
Chors und seit jener Zeit hat man eben keine Vereinsfahne. "Sich
eine neue Fahne anzuschaffen wurde bei unseren Sängern schon immer
diskutiert und dieser Wunsch wurde gerade in der letzten Zeit immer
mehr geäußert", so der Vorsitzende Wolfgang Schwarz.
Dank einer Spende der H+G Bank kam der Stein ins rollen, darauf folgte
ein Spendenaufruf an die Mitglieder und die große Resonanz bestärkte
die Aktiven in ihrer Absicht. Die Fahne konnte in Auftrag gegeben werden.
Die Motive der alten Fahne sollten wieder im neuen Glanz erscheinen.
Einerseits eine alte Ortsansicht Ziegelhausens mit Ziegelei und Neckarbrücke
und andererseits das AGV Wappen mit Sängerspruch in fein abgestimmtem
Farbenspiel. So wurde das Schmuckstück im von Kaplan Gartner und
Pfarrer Burger gehaltenen ökumenischen Gottesdienst geweiht. Die
Sänger des AGV ließen sich es nicht nehmen ihre Fahne während
des Gottesdienstes mit feierlichen Liedern zu grüßen, unterstützt
durch die harmonischen Klänge des Posaunenchors. Mehrere Ehrengäste
erwiesen der neuen Fahne ihre Reverenz. Neben Stadträtin Dr. Anke
Schuster als Vertreterin der Stadt, die in kurzen Worten die Chronik
des AGV erläuterte, Herr Erich Gärtner vom Sängerkreis
und Raimund Beisel vom Stadtteilverein verdeutlichte die Anwesenheit
des Geschäftführers der Friedrich Ebert Gedenkstätte,
Ullrich Graf, die langjährige Verbindung zum AGV. Schwarz zeigte
sich überwältigt von der großartigen Resonanz und bedankte
sich bei all jenen, die die AGV Geschichte mitbestimmten, indem er markante
Ereignisse und Persönlichkeiten des Vereins Revue passieren ließ.
Dies waren vor der Wiedergründung Wilhelm Sorg, Friedrich Heinzmann,
Theodor Dannbacher und Friedrich Ewald. Außerdem erinnerte er
an seine Amtsvorgänger Rudolf Fritz, Ehrenvorsitzender Karl Beisel,
der heute noch aktiver Sänger ist und sein Wissen und Können
dem Verein zur Verfügung stellt, sowie Erich Mohr und Manfred Andorfer.
Er verwies auf die 25-jährige Dirigententätigkeit des Chorleiters
Martin Karpinski und bezeichnete den 100-jährigen Geburtstag des
AGV im Jahre 2011 als großes Ziel, der in würdigem Rahmen
begangen werden soll.
Mit der Fahnenweihe erfuhr das diesjährige Waldfest eine historische
Note. Dem AGV Ziegelhausen war ein denkwürdiger Tag gelungen.
L. W.
Hier das Fest der Fahnenweihe
in einem Bildermedley festgehalten von Uwe Siefert: